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Die OT-Rüstungsbauten unter der Oberbauleitung „Ringeltaube“

Zunächst muss einem Missverständnis begegnet werden. Landläufig wird von einem Projekt “Ringeltaube” gesprochen. In Wirklichkeit war “Ringeltaube” nur der Codename für die Gebäude der Oberbauleitung, die sich mit den Rüstungsbauten beschäftigte.

 

Der Deckname „Ringeltaube“ wurde in der OT intern für die Oberbauleitung „OBL“ vergeben. Sie betreute die anderen Bauleitungen „BL“ welche sich mit den einzelnen Baustellen beschäftigte. Die OBL bestand aus 3 Baracken mit einer angegliederten Telefonvermittlung an der Breslauer Straße.

 

Das Ziel der der Organisation Todt (OT) übertragenen Arbeiten war die Errichtung von drei halb- unterirdischen Fertigungsanlagen unter anderem für den neuesten Typ des strahlgetriebenen Messerschmitt-Flugzeugs “Me 262″. Dadurch sollten die Verluste der Luftwaffe durch die Bombardements der Alliierten im Jahr 1944 ausgeglichen werden.

 

Die drei Rüstungsbauten erhielten die Codenamen “Walnuß II”, “Weingut II” und “Diana II” und sollten das gigantische Ausmaß von jeweils 400 Metern Länge haben. Letztlich wurde jedoch das Betongewölbe bis zum Kriegende nur auf einer Länge von kapp 240 Meter fertiggestellt. Die maximale Breite des Gewölbes, das durch mächtige Widerlager getragen wurde, betrug 85 Meter, die Höhe 25 Meter. Eigentlich sollte das Gebäude eine fünf Meter dicke Betondecke bekommen, um den damals schwersten Bomben standhalten zu können. Materialmangel zwang dazu, die Betonschicht um zwei Meter zu verringern. Dafür sollte das Gewölbe mit einer fünf Meter dicken Kiesschicht abgedeckt werden. Der Kies diente dabei zunächst als innere Schalung über die die gewaltige Decke errichtet wurde. Rund um die Uhr wurden die Einzelsegmente betoniert und die Kiesschalung nach Baufortschritt einfach weiter transportiert.

 

Alle drei Bunker wurden begonnen, aus Materialknappheit wurde zuerst die Arbeit an „Walnuss II“ dann im Frühjahr 1945 „Diana II“ zurückgestellt.

 

Die Ausführung der Bauarbeiten für “Walnuß II” wurde der Firma Karl Stöhr, für “Weingut II” der Firma Leonhard Moll und für “Diana II” der Firma Phillipp Holzmann übertragen. Die Innenausbauten aus Betonfertigteilen sollten die beiden Firmen Dyckerhoff & Widmann und Held & Francke übernehmen.

 

Die Firma Held & Franke übernahm den Ausbau der Eisenbahnstrecken, welche die Bunker mit der Reichsbahn in Kaufering verband.

 

Die Arbeiten konnten nur durch den Einsatz von Zwangsarbeitern geleistet und finanziert werden. Die Gelder, die durch die Sklavenarbeit mit jüdischen KZ-Häftlingen eingespart, bzw. verdient wurden, erreichten Millionenhöhen.

 

Bis Kriegsende konnte die Außenhaut des Bunkers “Weingut II” fertiggestellt werden. Die Amerikaner sprengten in diesem Bunker in den Folgejahren nicht mehr benötigte Munition. In den fünfziger Jahren wurde der Bunker von der Bundeswehr übernommen, fertiggestellt und beherbergt heute die Wartung von Flugzeugelektronik.

 

Bei den beiden anderen Großprojekten waren bei Kriegsende nur die ersten Widerlager gegossen bzw. nur die Planie angelegt. Heute findet man an der Stelle ein Kieswerk bzw. einen Baggersee.

 

Die meist jüdischen Zwangsarbeiter waren in den KZ Außenlagern in der Umgebung untergebracht. Neben den langen Arbeitsschichten und der schweren Arbeit mussten sie noch die Wege zur Baustelle und zum Lager zurücklegen. Unzureichend bekleidet, unterernährt und geschunden erlagen viele Krankheiten oder starben an Erschöpfung. Von zwölf Personen weiß man, dass sie bei den Arbeiten im flüssigen Beton erstickt sind. Ihnen ist eine Skulptur der jüdischen Künstlerin Esther Glück gewidmet, die in den Betonmantel der Bunkerhaut integriert ist.

 

Interessierte können dort die Militärgeschichtliche Sammlung anschauen aber auch die Ausstellung “Erinnerungsort Weingut II”

 

Am Montag, den 14.12.2015 hatte die Klasse 10 M unserer Schule die Gelegenheit, dort sowohl den engagierten Vortrag von Oberstleutnant Gerhard Roletscheck zur Geschichte des Bauwerks und der Situation der Zwangsarbeiter zu hören als auch das Gebäude und insbesondere die Ausstellung auf sich wirken zu lassen.