Der Kauferinger Bahnhof ist ein wichtiges Symbol in der Geschichte des Holocaust im Bezug auf Landsberg 1944. Zur Zeit des 2. Weltkriegs, war er viel größer als er heute ist. Hier wurden die nahezu 23.000 Häftlinge der Konzentrationslager im Raum Landsberg angeliefert. Manche von Ihnen wurden auch wieder in das Vernichtungslager Auschwitz zurückgeschickt, weil sie nicht mehr arbeitsfähig waren.
Das Gelände ging damals über den Aldi- Parkplatz hinweg zum Gelände des heutigen Kinopalastes Kaufering bis zum heutigen Bahnhofsgelände. Der Bahnhof war der zentrale Ort für die Anlieferung der KZ – Häftlinge und aller Materialien für die Rüstungsbauten.
Heute steht ein Wagon, wie er zum Transport der Häftlinge genutzt worden ist, als Mahnmal auf der Nordseite des heutigen Bahnhofs. Eigentlich steht er auf der falschen Seite. Die Transporte kamen südlich des heutigen Bahnkörpers an. Heute befinden sich dort Parkplätze.
Die Häftlinge kamen aus ganz Europa, größtenteils aus Ungarn und Litauen, aber auch aus Polen, der Tschechoslowakei, Russland, Griechenland, Polen, Italien, Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Frankreich.
Vom Bahnhof aus wurden sie auf die verschiedenen Lager aufgeteilt. Nach dem Bahnhof hießen diese Lager alle “Kaufering”.
Die Häftlinge waren an den unterschiedlichen Standorten verschiedenen Arbeitsbereichen zugeteilt. So waren sie bei Pflasterarbeiten in der Innenstadt oder beim Straßenbau eingesetzt (z.B. Iglinger Straße, Alte Bergstraße und am Landsberger Hauptplatz), beim Be- und Entladen am Bahnhof, beim Bau von Luftschutzbunkern oder in der Landwirtschaft. Auch andere Privatleute konnten sie für alle möglichen Arbeiten “ausleihen”. D.h. viele Häftlinge waren also im alltäglichen Straßenbild zu sehen. Die meisten von ihnen mussten aber auf den Baustellen der unterirdischen Fertigungsanlagen für die Flugzeugproduktion arbeiten oder in deren Zulieferbetrieben. Für die sehr schwere Arbeit waren sie nicht richtig ausgerüstet. Sie hatten keine wärmende Kleidung, oft keine Unterwäsche und keine festen Schuhe. Man kann und will sich heutzutage nicht einmal vorstellen, wie Sie bei unter 20 Grad, ohne Handschuhe und dünn bekleidet arbeiten mussten, eine Schaufel halten, Stahlschienen oder Zementsäcke schleppen. Unterernährt und ausgemergelt wurden viele krank oder starben.
Die Häftlinge, die nicht mehr arbeitsfähig waren und nur noch aus Haut und Skelett bestanden, wurden wieder in Güterwagen gesteckt und nach Auschwitz gebracht. Kaum dort angekommen – wenn sie die Fahrt überhaupt überlebt hatten – wurden sie in die nächste Gaskammer gebracht und vergast.