Im Rahmen des Ethik-/Religionsunterrichts beschäftigten sich die 10. Klassen mit der “Todesfuge” von Paul Celan:
Paul Celan wurde am 23.11.1920 in Czernowitz in Nordrumänien, in einer deutschsprachigen jüdischen Familie geboren. Als 1941 rumänische und deutsche Truppen Czernowitz besetzten, wurden die Juden in das örtliche Ghetto umgesiedelt, von wo Celans Eltern 1942 in ein Lager in Transnistrien deportiert wurden. Dort starb sein Vater an Typhus, seine Mutter wurde erschossen. Die Deportation und der Tod seiner Eltern hinterließen tiefe Spuren in Paul Celan. Die Umstände und das Datum von Celans Tod sind nicht geklärt. Vermutlich beging er am 20. April 1970 Selbstmord.
Die SchülerInnen hatten durch die Begenung mit Celans “Todesfuge” die Möglichkeit, sich dem Thema Holocaust auf literarischem Wege zu nähern. Besonders spannend war auch die ergänzende Auseinandersetzung mit dem Bild “Der Schrei” von Edvard Munch. Zu diesem Bild war der Maler durch den Besuch einer Ausstellung inspiriert worden Die dort ausgestellten Inka-Mumien enthielten Leichen deren Mund im Tod weit offenstehend aussah, als würden sie „schreien”. Ähnlich müssen sich die amerikanischen Soldaten gefühlt haben, als sie die Lager rund um Landsberg Ende April 1945 befreiten.
Paul Celan – Todesfuge
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt vor das Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor läßt schaufeln ein Grab in der Erde
er befiehlt uns spielt auf nun zum Tanz
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich mittags und morgens wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith
Leonardo Szalma setzt sich hier musikalisch mit dem Gedicht auseinander.